Wirtschaftsgeschichte
Die Bevölkerung Feuchts, einem Rodungsdorf, rings von Wäldern umgeben, lebte von der Landwirtschaft und der Zeidlerei.
Außerdem war Feucht erste Poststation von Nürnberg auf der Fernstraße nach Regensburg und Wien. Hier gab es schon frühzeitig Gastwirtschaften und Übernachtungsmöglichkeiten für die Reisenden. Die Pferde und Kutschen mussten versorgt werden.
Viele Handwerker wurden benötigt und fanden ihr Auskommen. Beim Übergang Feuchst an das Königreich Bayern 1806 gab es in Feucht 4 Bäcker, 3 Melbermeister (Mehlhändler), 3 Schneider, je 2 Büttner, Schmiede, Schreiner, Schuhmacher, Tabakmacher, je einen Hafner, Maurermeister, Sattler, Schleifermeister, Schlosser, Seiler, Wagner, Weber, Zimmermeister. Rund 20 Handwerke war in dieser Zeit in Feucht vertreten. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gab es sogar einige Drechslereien.
In der Landwirtschaft wurde meist Kartoffeln und Roggen angebaut. Einige Jahrzehnte gab es Hopfengärten in Feucht. Vor dem ersten Weltkrieg existierten verschiedene Brauereien.
Heute gibt es keinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr in Feucht (wohl aber in Moosbach).
Eine wesentliche Veränderung wurde durch den Eisenbahnbau eingeleitet. 1871 wurde die Strecke von Nürnberg über Feucht nach Neumarkt, 1873 die Verbindung bis Regensburg fertig gestellt.
Nun war es möglich, landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln, aber auch gesammelte Waldfrüchte (Schwarz- und Preiselbeeren) bequem in die nahe Großstadt zu bringen. Die Großstädter konnten nun sonntags nach Feucht wandern, sich in den dortigen Gastwirtschaften stärken, das gute Feuchter Bier trinken und mit der Eisenbahn zurück nach Nürnberg reisen.
Für die aufkeimende Industrie konnten die Rohstoffe heran gefahren werden. Nur deshalb war es möglich, dass sich in Feucht 1918 die Bayerische Eggenfabrik niederließ, die spätere Landmaschinenfabrik Fella, die später über 1000 Arbeitnehmer hatte. Daneben entstand die Kunststeinfabrik Gg. Radlmaier mit 150 Beschäftigten. Den Sand für ihre Produkte konnte sie aus den benachbarten Sandgruben beziehen. Für das Fuhrgeschäft waren zahlreiche Fuhrleute nötig. Eine Holzwollefabrik existierte nur kurz. Es gab die Metallwarenfabrik Noris, die vornehmlich Bettgestelle und Metallschränke herstellte und über 100 Mitarbeiter beschäftigte, 2 Sägewerke und eine Rohrmattenfabrik. Die neuen Betriebe brauchten Arbeitskräfte. Viele davon kamen aus der Oberpfalz. Die Bevölkerung Feuchts nahm stark zu. Dadurch stieg die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte.
Mitte der dreißiger Jahre wurde im Wald bei Feucht die „Muna“, eine Heeresmunitionsanstalt, errichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden dort Bombenblindgänger und andere übrig gebliebene Kriegsmunition entschärft. Der Nordteil dieses Geländes war von 1964 bis 1992 in den Händen der US Militärverwaltung, die dort einen Flugplatz betrieb. Seit dieser Zeit ist das Gebiet als Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein erschlossen. In diesem Gewerbepark haben sich viele Firmen nieder gelassen, unter anderem befinden sich dort ein Frachtpostzentrum der Deutschen Post und ein großer Warenumschlagplatz der Firma Dachser. 48% des Parks sind nach Feucht eingemeindet und bringen der Marktgemeinde hohe Gewerbesteuereinnahmen.
Die Gelände der ehemaligen Metallwarenfabrik Noris ging 1954 an die galvanotechnische Fabrik Atotech über, einem Zulieferer der Firma Schering AG. Heute befindet sich dort die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Anlagen für die Leiterplattenherstellung. Auf dem Gelände der Firma Radlmaier hat sich 1973 der Pharma-Hersteller Heumann niedergelassen. Interessant ist, dass Ludwig Heumann, der Gründer der Firma, von 1895 bis 1897 „Expositus“ in der jungen katholischen Gemeinde Feuchts war. Nach Besitzerwechseln firmiert die Firma seit 1998 als Excella GmbH und ist Teil der Holding Fareva S.A., einem Hersteller von Kosmetika, Arzneimitteln und dergleichen. Ganz im Osten von Feucht befindet sich die Wellpappenfabrik Sieger, heute Smurfit-Kappa.
Südlich der Bundesstraße 8 sind in den letzten 20 Jahren ein neuzeitlicher Gewerbe- und Handelspark mit Supermärkten, Baumarkt, Schnellimbiss und Spielkasino entstanden. Im Zentrum Feuchts gibt es zahlreiche Fachgeschäfte, Geldinstitute, Arzt- und Therapiepraxen, Apotheken, Gaststätten, Übernachtungsherbergen und den Verlag der Heimatzeitung „Der Bote“.
Durch die guten Verkehrsverbindungen ist die Wirtschaft Feuchts stark mit dem Umland und besonders mit der in Nürnberg ansässigen verbunden.
Text: Arbeitskreis Chronik Feucht