Markt Feucht ist Vorreiter bei kommunaler Wärmeplanung
icon.crdate17.07.2024
Der Markt Feucht ist Vorreiter bei der Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes und hat die wichtige kommunale Wärmeplanung als eine der ersten Kommunen in ganz Mittelfranken sehr vorausschauend direkt in Angriff genommen. Die Zwischenbilanz zeigt bereits den Weg zur Wärmeversorgung von Feucht in der Zukunft auf.
Der Markt Feucht ist Vorreiter im Nürnberger Land bei der Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes, in Kraft getreten am 1. Januar 2024, und hat die wichtige kommunale Wärmeplanung als eine der ersten Kommunen in ganz Mittelfranken sehr vorausschauend direkt in Angriff genommen. Ringsum gibt es bislang noch keinen abgeschlossenen Wärmeplan – Feucht wird ihn bis Ende des Jahres fertiggestellt haben, „in beachtlicher Vorreiterrolle auch in der Europäischen Metropolregion Nürnberg“, wie Erster Bürgermeister Jörg Kotzur betont.
Die erste Zwischenbilanz zur Feuchter Wärmeplanung liegt bereits vor und wurde nun den Bürgerinnen und Bürgern aufgezeigt. Weit mehr als 200 Interessierte kamen in die Reichswaldhalle, um sich über die ersten Pläne zur künftigen Wärmeversorgung von Feucht zu informieren.
Ziel: klimaneutrale Wärmeversorgung
Ziel der Bundesregierung ist es, dass ganz Deutschland bis 2045 klimaneutral heizt, denn am meisten CO2 emittiert der Wärmesektor. Im Zuge dessen muss Deutschland von den derzeit noch rund 75 Prozent fossilen Brennstoffen in Form von Gas und Öl im Wärmesektor auf erneuerbare Energien umstellen. Bis spätestens Mitte 2028 sollen alle der rund 11.000 deutschen Kommunen eine eigene Wärmeplanung haben. Die für die bayerischen Kommunen relevante Gesetzgebung durch den Freistaat Bayern steht zwar noch aus, wird aber demnächst erwartet. Als Teil der Nationalen Klimaschutzinitiative wird die kommunale Wärmeplanung für den Markt Feucht vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Wie also kann sich der Markt Feucht nun mit allen Privathaushalten und dem ansässigen Gewerbe im Rahmen seiner kommunalen Gegebenheiten und Möglichkeiten bis – für Bayern – 2040 schon klimaneutral mit Wärme versorgen? Wie schaffen wir es als Marktgemeinde, uns so aufzustellen, dass wir von den bisherig fast flächendeckenden Energieträgern Gas und Öl wegkommen und möglichst komplett auf erneuerbare Energien umsteigen?
Wärmebedarf und Wärmeversorgung aktuell
Das Energieberatungsunternehmen Rietzler Energiekonzept GmbH hat in enger Zusammenarbeit mit den Feuchter Gemeindewerken und dem Markt Feucht alle verfügbaren Daten zusammengetragen, um die aktuelle Wärmeversorgung von Feucht – etwa 75 Prozent Erdgas und Heizöl – mit dem momentanen Wärmebedarf festzustellen, der bei 174.264 Megawattstunden im Jahr liegt. Als potenzielle neue Energieträger wurden für Feucht dann grundsätzlich die Solarthermie, die Geothermie, die Biomasse, das Abwasser und das Trinkwasser ausgemacht. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben wurde der Wasserstoff dabei nur im vereinfachten Verfahren behandelt, ebenso wie geographisch bedingt auch die Tiefengeothermie und das Flusswasser als Energiequelle.
Künftige Wärmeversorgung
Insgesamt könnten diese neuen Energieträger den jährlichen Energieverbrauch von Feucht um mehr als das Doppelte decken, wobei der Deckungsgrad sich faktisch noch klar reduziert durch miteinander konkurrierende Aspekte wie technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit oder auch Umsetzbarkeit aufgrund von Einschränkungen wie zum Beispiel ausgewiesenen Schutzgebieten.
Für Feucht wird es am Ende ein Mix aus verschiedenen Energieträgern wie Geothermie, Abwasser und Trinkwasser sein, das lassen die Analysen bereits so erkennen. Im dezentralen Bereich werden vor allem Luftwärmepumpen die Versorgung übernehmen. Große Solarthermieanlagen fallen für Feucht aus, da so gut wie keine öffentlichen Freiflächen dafür im dicht besiedelten Wohnort gegeben sind.
Mit jetzigem Stand, der noch nicht finalisiert ist und durchaus noch ein Plus oder Minus erwarten lässt, kommen in Feucht voraussichtlich acht Teilgebiete für die Versorgung mit Wärmenetzen in Frage. Ein Wärmenetz stellt dann für sein gewisses Ortsgebiet einen einzigen zentralen Energieträger für alle Anschlüsse zur Verfügung. Wirtschaftlich sinnvoll ist das ab einer Wärmedichte von 300 Megawattstunden pro Hektar im Jahr. Augenscheinlich wäre damit ein Drittel von Feucht mit kommunalen Wärmenetzen auf Basis erneuerbarer Energien versorgt. Es bedarf jedoch noch weiterer Analysen, Planungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Für die übrigen zwei Drittel müssten dann dezentrale Lösungen gefunden werden. Davon wird auch der Ortsteil Moosbach betroffen sein, da die Bebauungsdichte hier schlicht zu gering ist für den Aufbau eines Wärmenetzes. Werden in Feucht bis 2040 in einem Beispielszenario außerdem 1000 Häuser energetisch saniert, macht sich deren Einsparpotenzial wiederum beim geminderten Verbrauch bemerkbar.
Die kommunale Wärmeplanung für den Markt Feucht ist weit vorangeschritten. Die vielen Bürgerfragen bei der Informationsveranstaltung ließen erkennen, dass das Thema bei den Menschen angekommen ist und sie sich intensiv Gedanken über ihre künftigen Heizsysteme machen. In den nächsten Wochen wird die Wärmeplanung vervollständigt und in Zielsetzungen und Maßnahmen gegossen, so dass der Markt Feucht seine wegweisende Wärmewendestrategie konkret angehen und umsetzen kann.
Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zur einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Fragen rund um die kommunale Wärmeplanung können über klimaschutz(@)feucht.de an den Markt Feucht gerichtet werden.